Schwarze Augen. Weisses Spiel

Wenn ich wählen könnte, jetzt und auf der Stelle, dann würde ich mich für einen Weihnachtsabend entscheiden, kurz bevor man zur Kirche geht, wenn man frisch gewaschen duftet, wenn die neuen Kleider schon sitzen und die Kleineren vor Aufregung alle fünf Minuten aufs Klo laufen. Wenn das Haus vor [...]
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Wenn ich wählen könnte, jetzt und auf der Stelle, dann würde ich mich für einen Weihnachtsabend entscheiden, kurz bevor man zur Kirche geht, wenn man frisch gewaschen duftet, wenn die neuen Kleider schon sitzen und die Kleineren vor Aufregung alle fünf Minuten aufs Klo laufen. Wenn das Haus vor Spannung knistert, die Stubentür geschlossen bleibt und aus der Küche altbekannte Weihnachtsdüfte kommen. Wenn man sogar im zweiten Stock, im Dunklen bei einer Kerze sitzend, das Frohlockende, die Stimmung spüren und alte Kinderlieder aus benachbarten Wohnungen erahnen kann. Wenn es draußen nach Schnee riecht, obwohl es nicht schneit, wenn man das Fenster aufreißt und die bereits dunkle, kalte Luft hereinlässt, um der verstummten Stadt einen Moment zu lauschen. Wenn alles getan ist und man nicht mehr weiß, was man machen soll, weil der Moment ein besonderer ist, weil die gesamte christliche Welt vereint zu sein scheint, weil man wartet und doch merkt, dass die Situation gefährlich werden kann, vergisst die Welt sich doch in ihrer Einmaligkeit. Wenn ich wählen könnte, jetzt und auf der Stelle, dann würde ich die Wärter höflich bitten, dann würde ich meine Kinder wieder holen, dann würde ich den Menschen wieder lebend und mich wieder vollständig machen. Wenn ich wählen könnte, jetzt und auf der Stelle, dann gäbe es keine Erinnerung, dann gäbe es kein Jetzt, dann gäbe es keine Gefühle, auch keine Reue, dann gäbe es mich vielleicht nicht - denn ich kann nicht wählen, nicht jetzt und nicht auf der Stelle.