Robinsonaden im 20. Jahrhundert und Beginnenden 21. Jahrhundert

Wohl kaum ein Thema der Weltliteratur wurde und wird so häufig adaptiert wie das Schicksal von Robinson Crusoe. Enthielt Defoes 1719 erschienener Roman noch pädagogische, ökonomische und zivilisationseuphorische Leitideale, die in bürgerlichen Bildungs-, Erziehungs- und Abenteuerromanen [...]
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Wohl kaum ein Thema der Weltliteratur wurde und wird so häufig adaptiert wie das Schicksal von Robinson Crusoe. Enthielt Defoes 1719 erschienener Roman noch pädagogische, ökonomische und zivilisationseuphorische Leitideale, die in bürgerlichen Bildungs-, Erziehungs- und Abenteuerromanen weiterentwickelt werden konnten, so wird in den Bearbeitungen des 20. Jahrhunderts vermehrt Robinsons eurozentrisches Weltbild, aber auch seine Natur- und Fremdheitserfahrung kritisch hinterfragt. Mit dem Auftauchen der ersten Robinsoninnen gerät sein männliches Weltbild ins Wanken. Seit den 60er Jahren werden darüber hinaus Aspekte der Sexualität und des kulturverachtenden Aussteigers ästhetisch reflektiert. Motivgeschichtlich begleitet Robinson aber nicht nur die Interessenverlagerungen der internationalen Künste des 20. Jahrhunderts. Wie die Fallstudien des vorliegenden Bandes am Beispiel filmischer, fernsehtheatraler, musikalischer und literarischer Bearbeitungen zeigen, dient Robinson unterschiedlichen Autoren und Regisseuren als Archetypus, an dessen verzweifeltem Überlegenheitsgestus sich die psychischen Defekte und Verschrobenheiten der westlichen Kultur aufzeigen lassen. Beiträge zu Daniel Defoe, zu Texten von Bertolt Brecht, Arnolt Bronnen, John M. Coetzee und Michel Tournier, zu Film- und Fernsehversionen von Josef von Baky, Luis Bu?uel, Caleb Deschanel und Robert Zemeckis, zu Robinsoninnen in der Literatur, zu musikalischen Robinson-Adaptionen, zu Robionsonaden als interaktiven PC-Adaptionen, zu einer Unterrichtsreihe zum Robinson-Thema.