Anna Seghers

Diese Biographie liefert das Bild einer Frau jenseits der Legenden Was zählt, sei das Werk, nicht die Person. Damit wehrte Anna Seghers zeit ihres LebensFragennachDetailsihrerBiographie ab. Viele Spuren hat sie bewußt verwischt, andere legte sie mit Bedacht. Die bedeutendste deutsche Erzählerin i [...]
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Diese Biographie liefert das Bild einer Frau jenseits der Legenden Was zählt, sei das Werk, nicht die Person. Damit wehrte Anna Seghers zeit ihres LebensFragennachDetailsihrerBiographie ab. Viele Spuren hat sie bewußt verwischt, andere legte sie mit Bedacht. Die bedeutendste deutsche Erzählerin ihres Jahrhunderts war wohl auch eine der verschwiegensten. Scheute sie die Selbstreflexion, weil sie wußte, wie verletzbar sie war? Immer suchte sie Konflikte handelnd, das hieß für sie: schreibend zu bewältigen. Die Verletzlichkeit, die Offenheit für eigenes und fremdes Leid hat sie nie verloren. Sie sind die Wurzeln ihrer Schaffenskraft, die sie oftmals hinter der Rolle verbarg, die sie sich zu spielen bemühte, auch hinter einer gewissen Härte, die sie manchmal zeigte. Deutsche, Jüdin, Kommunistin, Schriftstellerin, Frau, Mutter". So benannte Christa Wolf die scheinbar widersprüchlichen Identitäten der Anna Seghers. Nach den kontroversen Diskussionen um ihre Person ist es Zeit für einen neuen Blick und dafür, das Bild der umstrittenen Autorin von vereinfachenden Wahrheiten zu befreien. Dazu gibt es neue, bislang noch nicht erschlossene Quellen. Christiane Zehl Romero unternimmt die Suche nach den kenntlichen und nach den verborgenen Spuren im Werk und in den Lebensumständen von Netty Radvanyi, geborene Reiling. Sie ist die erste, die sich intensiv auch mit den Prägungen der Kindheit und Jugendzeit beschäftigt und überraschende Zusammenhänge aufdeckt. In den Jahren der Verwandlung von Netty Reiling in Anna Seghers erlebte die junge Frau eine Intensität des geistigen Austauschs, eine Radikalität der Fragestellungen und eine Vielfalt der Ideen, von denen die dogmatische Enge und die Scheindiskussionen späterer Jahre besonders abstechen mußten. Daß sie diese höchstens am Rande und nie prinzipiell anfocht, verweist wiederum auf Einflüsse und Konzepte, denen sie in ihrer Studienzeit begegnete.